Seit 2019 habe ich freundliche Unterstützung im Alltag und in der Freizeit durch die Anbieter im Bereich des ambulant betreuten Wohnens, kurz BeWo genannt. Bisher hatte das Begleitet werden für mich viele Vorteile. Ich habe Lust darüber zu berichten. Denn vielleicht stehst Du ja vor dieser Entscheidung, ob Du aufgrund Deiner körperlich, geistigen oder seelischen Behinderung oder auch psychischen Erkrankung, Hilfen dieser Art als unterstützend und sinngebend für Dich erlebst.
Um überhaupt nach draußen zu kommen, den wöchentlichen Einkauf zu erledigen, einen Gesprächspartner für Kummer und Sorgen zu haben, und gleichwohl an Gruppen und Veranstaltungen teilzunehmen, ist eine Begleitung, besser gesagt, ein Möglichmachen zur Teilhabe und Realisierung durch andere existentiell für mich. Gleiches gilt natürlich auch für Therapie und Arztbesuche, falls das nicht durch Pflege abgedeckt ist.
In meinem Fall habe ich durch die BeWo die Chance, alle Sachen im öffentlichen Raum zu erledigen und dank deren Unterstützung auch mit Anträgen und derlei Angelegenheiten weiter zu kommen. Wenn ich mir vorstelle, dass ich das ambulant betreute Wohnen nicht als einen meiner Wegbegleiter hätte, wäre ich sehr isoliert und auf mich selbst reduziert, mit wenig Kontakt und Anschluss nach „draußen“. Der Vorteil ist weiterhin, dass ich mich mit jemandem der mir sympathisch ist, viel weniger draußen fürchte und deswegen mehr Zutrauen habe, unter Menschen zu sein, was hauptsächlich mein Interesse ist.
Je nachdem wer zur Betreuung oder besser gesagt zur Alltagsbegleitung zugeteilt wurde, ist für mich auch ein bisschen wie ein Freund, ein bezahlter Dienstleister-Freund, der zur festgelegten Zeit ganz für mich da ist. Ich erhalte Aufmerksamkeit und Zugewandtheit, ich werde auch ein bisschen umsorgt, was mir gefällt und wir machen schöne Sachen. Ein Beispiel davon ist: ein eigenes kleines Anzuchtbeet mit Sämerein und Kräutern auf der Terrasse zu pflegen oder etwas geeignetes dafür zusammen einzukaufen. Bei schönem Wetter draußen im Park zu spazieren und vielleicht in der Sonne ein Eis zu essen. Aber auch die Begleitung zu Gruppenveranstaltungen (kreatives Gestalten, Selbsthilfe, Ausflüge und Kunst – Kultur Ausstellungen besuchen) nützt mir in vielfältiger Weise. Das Teilhaben an gesellschaftlichen Aktionen wie auch das Erleben und Erfahren von Wissen, Kunst, menschlichem Verhalten oder auch kulinarischen Vergnügungen ist lohnenswerter Input und bereichert mich sehr.
Ich kann die Kontakte des BeWo auch hin und wieder dazu nutzen, meine Gedanken über bestimmte Vorkommnisse oder Situationen zu erörtern und mich mit ihnen darüber austauschen, andere Sichtweisen kennenlernen, die zusätzlich meine eigenen ergänzen oder aber mich zum nachdenken anregen. Ich kann von Erlebnissen und positiven Erfahrungen aus Projekten berichten und sagen, dass ich gern so etwas mitmachen oder öfter Veranstaltungen dieser Art besuchen möchte und so vieles mehr. Durch das ambulant betreute Wohnen erlebe ich mich zwar als besonderer oder als Mensch mit anderen Bedürfnissen, aber ich habe nicht das Gefühl, vergessen und auf dem Abstellgleis zu sein. Eher so, das ich immer noch ein aktiver Teil der großen Menschheits – Gesellschaft bin. Das zu schaffen oder sich trotzdem inkludiert zu fühlen ist wirklich eine große Kunst, denn das herzliche und verbindende Miteinander unter Menschen nimmt deutlich ab. Gut also, wenn es solche Dienstleistungen wie das ambulant betreute Wohnen gibt, dass so vielfältige Hilfen und Möglichkeiten bietet, um dem Menschen in seinem Wunsch nach sozialer Teilhabe, nach Miteinander und kultureller Bildung sowie Versorgung persönlich nah zur Seite zu stehen, ganz individuell.
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