Vorab gesagt, mein großes Interesse möglichst barrierefrei ans Meer und an den Strand zu kommen genießt meine oberste Priorität, immer. Erst weit dahinter kommt das Interesse am Umland und Schlusslicht bilden Sehenswürdigkeiten in diesem Leben. Umfassende Informationen über Land und Leute liest Du daher eher in Reisebüchern, Ratgebern oder Reiseblogs. Meine Niesche ist Strand und Meer.
Die Wetteraussichten waren alles andere als gut zu Anfang der Reise und so blieb nur der Anreise und Abreisetag trocken und halbwegs sonnig, Anfang Juni 2024. Gefühlt war es wie Anfang April vielleicht, bei Temperaturen um 14 Grad bei Wind und Regen auch kälter. Nun, jedem ist klar, dass das alles andere als Strandwetter ist, selbst zum bummeln oder wandern war es zu ungastlich, leider. Aber dennoch gilt wie im Alltagsleben, so auch im kurz-Urlaub: Mach das beste daraus!
Also gut. die Ferienwohnung lag zentral im Städtchen Blankenberge, einer sehr seltsamen Stadt vom Flair her, ein Mix aus alt und neu, manchmal schrill oder ohne jeden Charme wirkend. zumindest nicht weit vom Strand entfernt und damit auch nah zur Strandpromenade auf der ich ideal rollen konnte, weil alles eben und flach war. Extra Beschilderung wo Rollstuhlfahrer Auf und Zugänge vom Strand zur Stadt hatten und nutzen konnten, jedoch mit oftmals reichlich Gefälle hoch und runter, ähnlich Deichaufgängen.


Auf der Promenade reihten sich Restaurants und deren Pavillons neben Strandkiosk, Strandbekleidungs Läden und Hotels dicht an dicht. Diese lange und hohe Hotelkette kam mir wie eine Mauer gegen Wind und Wellen vor, die diese Küstenstadt für mich und meine Begleiter nicht sonderlich attraktiv machten. Weil das Wetter kaum sonnige Tage oder auch sommerliche Phasen aufzuweisen hatte, war auch das Strandleben eher dürftig für Anfang Juni. Es fehlten Bretterwege über den Sand, Strandbars hatten überwiegend geschlossen. Liegen im Sand warteten auf bessere Zeiten, wie ich auch.


Aber dafür kann Belgiens Küste nichts. Gutes Wetter ist nun mal ein Garant für Besucher ob Fußgänger oder Rollstuhlfahrer ist dabei ganz gleich. es gibt richtig viele Möglichkeiten Essen zu gehen, die Umgebung zu erkunden oder zu shoppen, entlang der Küste. Die Städte liegen nicht weit voneinander entfernt und Straßenbahnen oder auch Züge verbinden diese ganz gut. Parkplätze sind ein schwieriges Thema dort, ich mag behaupten für Touristen besonders.
Wir konnten also so oft wir wollten auf den langen Strandpromenaden der verschiedensten Städte laufen, einen Kaffee trinken, Waffel essen oder auch Herzhaftes in den Restaurants aber zum Strand kam ich kaum. ich will damit sagen auf den Sand, geschweige denn bis vorne ans Meer kam ich nicht. Strandaussicht hatte ich hingegen gute. Wem das völlig reicht könnte hier sein Glück finden. Bestimmt hat die Sommersaison im Juli und August auch den Rollifahrern noch mehr zu bieten, ich hoffe es zumindest.
Ideal empfand ich die Reiseguides zum download vom Belgischen Tourismusverband Visit Flanders. Dort gibt es Broschüren zu wirklich allen Themengebieten, Strand, Restaurants, Shopping, Sehenswürdigkeiten und auch speziell für Menschen mit Behinderungen. Hier waren die Angaben der Restauranteingänge sowie WC Angaben sehr hilfreich und auch die Extra Zugänge zum Strand sowie Strandliegen und Umkleiden für Rollstuhlfahrer entlang der ganzen Küste, je nach Region. Mehr Info unter https://www.visitflanders.com/de/broschueren
Die schöne Stadt Brügge ist für Rollstuhlfahrer eine echte Herausforderung aufgrund der Kopfsteinpflaster überall, aufgrund der oft schmalen Bürgersteige mit hohen Kanten, aufgrund der vielen Touristen und wegen der Enge in vielen Läden und Boutiquen. Ohne Zuggerät ist es etwas mit hoher Frustration, aber da kann jeder selbst entscheiden und bewerten. Diese Stadt hat etwas besonderes, das ist nicht von der Hand zu weisen, es ist nicht nur die belgische Schokolade!
Der Ort Knokke Heist ist ähnlich zu Blankenberge, jedoch mit mehr Stil und Charme. Das Flair ist ein deutlich anderes, hier ist mehr Lebendigkeit oder Herzlichkeit, ich weiß nicht wie ich es sonst beschreiben soll. Ich habe an Belgiens Küstenstädten nur freundliche, aufmerksame Leute angetroffen, die hilfsbereit und entgegenkommend waren, das hat sehr gut getan. Ein Hinweis noch bzgl der Hunde am Strand. Sie sind wohl eher in der Zeit von Oktober bis April dort erlaubt. Viele Schilder deuten drauf hin dass Hunde nicht wie in den Niederlanden ohne Probleme überall mit hin können. Vielleicht habe ich die kreisrunden Schilder mit rotem Rand und Hund in der Mitte aber auch fehlinterpretiert. Ich bin zudem auch kein Hundehalter.
Ob es einen weiteren Besuch an der belgischen Küste für mich geben wird ist ungewiss. Das was ich an Architektur, an verlassenen Häusern an Leerstand, an verlassenem Strand, an geschlossenen Strandbars usw. sah, überzeugte mich nicht, auch wenn überwiegend Regenwetter für ohnehin schon gedrückte Stimmung sorgte. Nicht alles gefällt allen gleich gut. An den vier Tagen habe ich relativ viele andere Rollstuhlfahrer oder Gruppen aus Rollstuhlfahrern gesehen, ich schätze, wegen der wirklich schön zu fahrenden Strandpromenaden…. oder waren es doch die Waffeln, Pfannkuchen und andere Leckereien, die lockten?
Warst du im Sommer zur Saison an der belgischen Küste und hast ganz andere Erfahrungen gemacht? Erzähl mehr darüber!
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