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Ich bin mit einigen Leitsātzen und Tröste – Motivationshilfen ausgestattet, um nicht völlig zu zerbrechen, wenn mal wieder geballt „nix geht“. Wenn alles anders kommt und sich Wünsche und Hoffnungen zerschlagen und eigene Bemühungen, die darauf abzielten, die eigene Situation selbstbestimmter und breiter zu machen, sich als unwirksam herausstellen. Solche Erfahrungen schmerzen mich, Zurückweisung und stehengelassen werden wirken ähnlich schmerzhaft. Dabei habe ich doch nur Fortschritt und mehr Selbstbestimmung in meinem Lebensalltag gewollt.

Sätze wie „Sei Du die Veränderung, die Du Dir wünscht“ und „fehlt Dir was in deinem Leben, sorge dafür, dass es in dein Leben kommt“ begleiten mich seit Jahrzehnten und geben wie brachten mir manches Mal den Mut und die Energie, Projekte anzugehen oder selbstbewusst vorzutreten und für Sachen einzustehen, sie sozusagen in gang zu setzen. Bisher hat mich das bestärkt.

Offenbar liegt die Sache seit 2020 aber anders. Rückblickend hatte ich für Ablehnung, Scheitern oder Misserfolg nur eben noch ausreichend Kompensationspuffer, um diese Erfahrungen mit positiven Begegnungen oder Erlebnissen auszugleichen. Anders als jetzt. Ich fühle mich sozusagen wie an die Wand gespielt, fertig, kaum noch fähig erneute Rückschritte oder Misserfolge auszugleichen, mit was denn auch. Gefühlt ist es lângst nicht mehr eine ausgewogene Wippe, sondern ein Schiefstand von 20 – 80. 20 ist dabei die Größe von schönen Erlebnissen, leichten und unkomplizierten Begegnungen mit Menschen und Spaß im Alltag.

Wenn ich wütend werde, weil wieder etwas abgesagt oder beendet wird heißt es von anderen, ich reagiere unangemessen, ich verhalte mich viel zu „über“, es ist doch nur eine Absage, eine Veränderung, einmal aussetzen, usw. Für mich ist es aber weitaus mehr als „nur“ das, denn ich hatte meinst schon im Vorfeld Gedanken, Hoffnungen, Erwartungen, Plan Bs usw damit verknüpft und dann bricht es. Ich bin der Meinung ein Mensch kann nur ein gewisses Maß an Enttäuschung und Absagen von anderen Menschen und aus Situationen und Vorgängen ertragen und damit gut umgehen, wenn das Maß überschritten ist bleibt kaum noch raum für einen guten Umgang mit den daraus resultierenden Zweifeln und Ängsten.

Verständlich auch, dass jeder weitere Versuch schon vorbelastet ist, bevor es richtig losgehen kann, ich bin dünnhäutiger und viel unsicherer, will beschützen und nicht etwa verschrecken, ich will es gut machen und endlich zeigen können, dass ich durchaus was hinbekomme, das ich was leisten kann und will und das es doch nur freundlich gemeint ist, wohlwollend und förderlich.

Ich suche noch immer nach Gemeinschaft, nach aufrichtigem Interesse an mir, nach Einladung und willkommen sein, ich suche nach Möglichkeiten Sport zu machen, mit anderen Rollstuhlfahrern und UK Nutzern Freizeit zu erleben, ich suche nach Möglichkeiten dass ich selbstbestimmter leben kann, dass ich mich ausprobieren kann mit Förderung und vielleicht auch noch mal Therapie, und all das läuft seit Jahren auf Sparflamme, egal wie sehr ich mich einsetze, bemühe und alles in Bewegung setze. Das Ergebnis ist oft mau bis nix. Ich habe es nicht in der Hand. Es ist fast vernichtend. Auf jeden Fall aber zermürbend.

Gestern habe ich Gravitrax Kugelbahn gebaut, weil ich in einem solchen innerlichen Anspannungslevel war dass ich schreien und weinen wollte, dass ich Sachen ungeachtet von ihrem Wert werfen wollte und Schaden erzeugen wollte. Ich wollte einfach nicht mehr diese bekloppten Stoppschilder und Einbahnstraßen erleben. Also setzte ich mich auf den Teppich nahe der Heizung und begann zu bauen. Kurvige Strecken, Gebirge und Schluchten mit Rutschen darin und tollen ausgeklügelten Wegen. Wege bauen, Hindernisse überwinden, Grenzen überwinden…. Das hat mich ruhig gemacht und letztlich zufrieden für den Tag. Es ist sicher kein Rezept für jeden Tag, aber gestern hat es geholfen. Zum Glück.

Und dann kommt es wie eine Weisheit daher, auf Telegram in der Gruppe „Gute Nachrichten und Vibes“

Irgendwann…..

irgendwann bist Du an einem Punkt, an dem Du begreifst, dass du nicht mehr zu kämpfen brauchst, weil es dich nicht weiterbringt. Du begreifst, dass Du nichts mehr tun kannst oder musst. Du kannst nichts erzwingen. Wenn du das begreifst, fällt erst alles in sich zusammen und dann ist Stille. Dann wird plötzlich alles leicht und leer in Dir, Du fängst an loszulassen, woran Du dich geklammert hast, an Hoffnungen, Menschen oder Dinge aus Deiner Vergangenheit, die du so nicht akzeptieren konntest oder wolltest.

Du begreifst, dass du all das nicht mehr ändern kannst,egal wie sehr du daran glaubst. Egal wie sehr du dir es wünscht, egal wie sehr du dagegen kämpfst.Egal wie weh es tut. Was geschehen soll, das geschieht. Was gehen will, das geht. Was bei Dir sein will, das bleibt oder kommt aus freiem Willen zu Dir zurück. Irgendwann sind die Schmerzen und die Angst loszulassen vorbei. Dann befreist Du Dich allmählich auch von Ângsten und Schuldgefühlen, von Zwängen und all dem, was Dich festhält.

Du gehst Deinen Weg, packst deinen Koffer mit dem was übrig bleibt. Ein Koffer voller Erfahrungen, Erkenntnisse und Erinnerungen. Dein Weg liegt vor Dir, Du siehst ihn noch nicht aber Du fühlst, das es soweit ist. Du beginnst wieder mit dem ersten Schritt.

Das passt total. …

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