Monatelang entgegengefiebert, lang ersehnt und dann endlich wieder da. Am 27.01.2024 lud der BRSNW mit Vereinen in die Enni Eishalle in Moers zu einem weiteren Tag der Freude auf dem Eis -und ich war natürlich dabei – mit Assistenz und Reisebär Meisel.
Es ist ein Glück gewesen, dass ich bereits aus dem vergangenen Jahr wusste, was mich erwarten würde und so konnte ich fast unbeschwert aufs Eis rollen und hatte meine Aufregung dieses Mal schon viel besser im Griff. Die blauen Ohrstöpsel habe ich mir sicherheitshalber vorher schon ins Ohr gesteckt, denn lautes Umfeld mit kreuzenden Bewegungen und viel Durcheinander durch andere Menschen sind nicht ganz einfach für mich zu händeln.
Sofort war ich begeistert, Feuer&Flamme kann ich behaupten, als ich die vielen Gäste auf Schlitten, Kufen und Rädern sah. So viele Menschen in klein und groß sind der Einladung gefolgt, um ein paar vergnügliche Stunden auf der glatten Eisfläche zu verbringen und dabei Eishockey zu spielen, zu kegeln, Boccia zu probieren oder so etwas wie Sprungball mit einem kleinen Trampolin und leichtem Ball. Man konnte außerdem durch Tore fahren oder auch Slalom um die orangenen Hütchen, all das zu „gute Laune“- Tanzmusik. Soviel zur Beschreibung der Gegebenheiten.
Sobald ich mich auf dem Eis orientiert und freie Wege für mich ausgemacht habe, will ich los sausen, ich will fast fliegen, die Arme ausgebreitet in die Luft starten, wie ein Vogel oder Flugzeug, das erst gut Anlauf nimmt, bevor es vom Boden abhebt. Ich fühle mich mit einem Mal frei und leicht und es ist mir egal, dass ich mich etwas ruckelnd im Oberkörper bewege, weil ich es nicht besser koordiniert bekomme. Ich lache und freue mich über mich selbst, über all die vielen anderen fröhlichen Gesichter und bin beschwingt fast euphorisch.
Das Gefühl von frei sein und gleichzeitig beschützt sein und umgeben von so viel anderen Rollstuhlfahrern gibt mir wieder dieses wohlige Empfinden von „hier bin ich richtig“, „hier bin ich ein Teil dieser Gemeinschaft“, es fühlt sich keine Minute lang falsch an, ich mache mir keine Sekunde lang Gedanken über Behinderung, Aussehen oder wie ich wohl auf andere wirke. Ich bin einfach genau richtig. Es ist wahrlich erstaunlich, wie groß mein Hunger nach diesem Wohlfühlen in einer Gemeinschaft ist, wie groß mein Sehnen danach ist, einfach nur mitmachen zu können, weil es keine Barrieren gibt und weil ich an diesem Tag eine von vielen anderen bin, die ähnlich sind wie ich und das hier und jetzt sogar völlig normal ist.
Ich sauge alles auf, schwimme und tanze in diesem Gefühl und will es nicht so schnell verlassen. Meisel sitzt auf meinem Schoß und schaut genau so fröhlich und gut gelaunt wie ich. Wir strahlen beide um die Wette. Ich sehe bekannte Gesichter vom letzten Mal und mit einigen spielen wir zusammen, sagen „Hallo!“ oder winken uns zu. Es sind leider nur zwei schöne Stunden Eiszeit die so schnell mit einer Ehrenrunde Polonaise schon wieder zu ende sind. Etwas wehmütig verlassen wir drei die Eisfläche, bekommen eine Urkunde und nehmen das Glück mit nach Hause.
Ich habe mich total verausgabt, aber das war es mir wert! Wir sehen uns wieder am 25.01.2025 in Moers in der ENNI Eishalle und bis dahin hoffe ich, dass es noch viele andere Möglichkeiten für Menschen mit Behinderung gibt, aufs Eis zu kommen, wie beispielsweise in Düsseldorf in der Eissporthalle Benrath am 16. März 2024 von 14 – 16 Uhr. Da werde ich sein.

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Hej Jaani, Meisel und Kay,
am 16.03. sind wir dann ja schon zu viert. Ich bin gespannt, was mich in Benrath erwarten wird, denn ich habe zuletzt vor über 20 Jahren auf dem Eis gestanden. Gut zu wissen,dass wir uns aneinenander festhalten und gemeinsam übers Eis gleiten können …