Es ist schon sehr erstaunlich, was sich Firmen, Start-ups und Designer alles einfallen lassen, um das Leben und die Reichweite oder den Aktionsradius von Menschen mit Behinderungen direkt oder in Ansätzen zu verbessern. Mir gefällt jedes Mal erneut der Wille, die Motivation und die Herzlichkeit sowie die Begeisterung, mit der diese Menschen vorgehen, um eben ihren Endkunden zu helfen ein leichteres Leben zu leben, mehr Komfort zu haben, sich schmerzreduziert zu bewegen und natürlich auch Hindernisse und Schwierigkeiten zu überwinden im Alltag zuhause, wie auch draußen auf Wegen und an anderen Orten.
Als besonders entgegenkommend, obwohl es irgendwie auch ungewöhnlich ist das extra zu betonen, empfinde ich jedes Mal das natürlich vorhandene Verständnis seitens der Aussteller, wenn mein Interesse an ihren Produkten oder Dienstleistungen sehr groß ist, meine Körperkraft oder Koordinationsfähigkeit es aber nicht mehr sind und ein Testen oder ein Transfer deshalb nicht mehr gelingt. Ich bekomme Verständnis entgegengebracht und alles wird so arrangiert, dass eben meine Begleitung die Testfahrt macht oder mir wird auf andere nachvollziehbare Weise gezeigt und erklärt. Wo bitte sonst im Alltag oder an fremden Orten ist das Entgegenkommen und das Verständnishaben so groß? Wo sonst sind Menschen mit Behinderung so gern gesehen und Rollstuhlfahrer überhaupt kein Problem?
Natürlich sind Messetage für Besucher wie Aussteller anstrengend und zum Teil herausfordernd, denn zu vielen Themen gibt es Vorträge, Orte zum mitmachen und ausprobieren, geballte Information und viel Stimmengewirr und Andrang aber das bedeutet gleichsam auch: viele Möglichkeiten etwas neues kennenzulernen oder Bekanntes zu vertiefen oder Kontakte zu festigen. Ich bin begeistert von der Offenheit und Zugewandheit der Besucher und Aussteller. Ich freue mich über Kooperationsvorhaben und Partnerschaften. Mich beglückt es zu erleben, dass von vielen Seiten Wissen und Erfahrung zusammenfließen und sich gegenseitig bereichern, anstatt dass es ein Einzelkämpfer-Wettbewerb bleibt. Wie förderlich und lohnend ein Zusammenarbeiten sein kann, das zeigt sich oft auf Messen dieser Art.
Zurück zu mir selbst, ich bin die Sorte Besucher, der am liebsten so viel wie möglich ausprobieren möchte und kennenlernen will. Ich stürze mich am liebsten mutig hinein ins Vergnügen, doch nicht alles entpuppt sich auch als Vergnügen und dann ist schnell mal die Körperspannung dahin oder die Orientierung und ausruhen ist angesagt. Solche „Stopper“ versuche ich zu berücksichtigen und von vornherein zu umgehen. Paradoxerweise gehören Massage und Entspannungssessel zu den Geräten bei denen nach oder während des Gebrauchs bei mir kaum mehr was geht. Schade finde ich das, denn Massage ist eins der besten Sachen überhaupt für mich, wenn es um Nackenverspannung und Schultermuskulatur lockern geht.
Allzu gewagte Bewegungswechsel sind ebenfalls mit Vorsicht zu genießen, weswegen ich auf der RehaCare bei „Sport und Spiel“ in Halle 7 mittlerweile lieber zuschaue, als aktiv mitzumachen. Badminton, Tennis, Kegeln, Tischtennis sind meine liebsten Sportarten und ich habe sie schon alle mit Rolli und Unterstützung ausprobiert. Eine feine, spaßige und freudvolle Angelegenheit war das jeweils und alle Begeisterung floss da hinein. Ich probiere auch gern Zuggeräte, Strandrollis, andere Rollstühle, Rollifiets und anderes aus, wenn es mir möglich ist. Vieles von den tollen Produkten und Geräten sind dabei für mich als Privatnutzer kaum finanziell zu erwerben aber das Gefühl und die kurze Erfahrung damit lohnen sich für mich einfach immens.
Ich habe privat kaum Kontakt zu anderen Rollstuhlfahrern oder zu Leuten die schreibend sprechen, auch aus dem Grund fühle ich mich auf diesen Messen für Rehabilitation und Hilfsmittel als eine von vielen in einem „Meer aus Wir“ und darin bade und bleibe ich gern so lange wie möglich, denn Gemeinsamkeiten verbinden und schaffen ein Gefühl des Dazugehörens und des Willkommenseins. Einfach Wunderbar!
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