Bei so viel Regen im Vergleich zu den Sonnenstunden gerate ich hin und wieder mental und emotional an meine Grenzen. Dann erinnere ich mich an vergangene Jahre, als Laufen nicht das Problem war und auch Sprechen nicht. Als ich berufstätig war und wie jeder andere auch, Höhen und Tiefen durchlebte. Ich frage mich gerade, verbreitet oder fördert zu viel Regenwetter und „grau in grau“ das Betrübt sein?
Ich male mir aus, wie es wäre „morgen wieder arbeiten zu gehen“ und bekomme bei der Gedankenspielerei erstaunlich schnell mit, welche ganz anderen Voraussetzungen gegeben sein müssten, vornehmlich in mir, nicht so sehr im außen, damit diese Überlegung überhaupt spruchreif würde. Natürlich gibt es Förderprogramme und Beihilfen, das weiß ich alles. Was weiterhin unklar und fragil ist, ist mein „Wie stehe ich in der Welt“, „Wer bin ich draußen außerhalb der Wohnungstür“ und „wie begegne ich dem Leben“. Große Fragen, die ich jeden Tag mehr und besser beantworten kann traue ich mich zu behaupten.
Ich vergleiche mich gern sinnbildlich mit einem Baby / Kleinkind. Als es vor 5 Jahren „geknallt“ hat, da hatte ich zunächst nur den Körper mit einer dicken und fast starren Schutzschicht, ich konnte mich bewegen aber wenn etwas zu anstrengend, zu aufregend oder außerhalb meines gewohnten Erlebnishorizonts war, bin ich eingefroren oder in Starre geraten. Erst nach und nach habe ich neues hinzugelernt, mich im Umgang mit mir selbst besser geübt. Jetzt, zu heute habe ich vieles wieder parat, zur Hand, ich bin noch immer intelligent und weiß um Worte und Bedeutung.
Bei der Frage wer bin ich in diesem Leben hakt es noch ziemlich, ebenso, wie kann ich dem Leben begegnen. Immerhin bin ich eine erwachsene Frau im Außen. Dann denke ich, ich muss auch den Erwartungen an mich gerecht werden oder zumindest annähernd entsprechen und frage mich sogleich, was sind denn die Erwartungen überhaupt? Ich weiß davon kaum was, ich vermute sie eher. Soll ich also erst andere danach fragen oder es direkt verwerfen?
Das verflixste an Gruppen gegenüber einer Einzelperson ist, das ich zahlreiche Meinungen und Anschauungen erhalte, die mich inspirieren können aber auch verwirren und unsicher machen, womit ich nicht gut zurecht komme. Eine Einzelperson bekommt von sich oder aus sich selbst nicht gerade viel Input oder Inspiration – außer sie hat einen guten Draht zur feinstofflichen Welt. Ich brauche andere Menschen und den Austausch mit ihnen, um mich weiter zu wagen als bisher, ich suche die Herausforderung, um auch weiter zu wachsen. Doch genau das, so merke ich, muss wohldosiert sein.
Überforderung und zu viel auf einmal wollen, nebst Ungeduld kann den einstigen Fortschritt wieder zu einem Rückschritt werden lassen, der dann erst Erholung und Neuausrichtung braucht. Hier passt erneut der Vergleich mit der Entwicklung im Kleinkindalter. Aufstehen, sich hochziehen, festhalten, laufen, hinfallen und wieder aufstehen. Jeder kennt das. Bisher mache ich es gut so, ich bin nur nicht immer so geduldig mit mir. Manchmal mache ich auch den Fehler, mich mit Business Frauen zu vergleichen, deren Leben und Vergangenheit überhaupt nichts mit mir und meinen Erfahrungen gemein hat. Das kann nur schiefgehen.
Ich muss niemandem etwas beweisen, keiner kennt mich besser als ich mich selbst, ich entscheide in diesem Leben über dieses Leben. Das sollten meine Sätze weiterhin zur Orientierung bleiben. Bisher habe ich immer gespürt, wann der Sprung ins nächste Level ansteht. Ich sollte darauf vertrauen, dass das auch weiterhin so ist.
Es gibt graue Tage und bessere. Wahrscheinlich sogar morgen schon.
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Liebe Jaani,
mit großem Interesse habe ich Deine Zeilen gelesen und möchte Dir auf diesem Wege meine Gedanken dazu übermitteln. Ich, als Mensch, kann glücklicherweise auf alle inneren und äußeren ‚Werkzeuge‘ die mir zur Verfügung stehen zugreifen und Gebrauch davon machen. Von daher ist es für mich, mich in Dich hinein zu versetzen, nicht ganz so einfach… Habe mir aber einen Absatz innerhalb Deiner Zeilen (Das verflixste an Gruppen gegenüber…) herausgenommen und im folgendem darauf reagieren.
Da Du, wie Du schreibst, den Austausch mit anderen Menschen brauchst, dieser vielleicht ein besonderes ‚Elixier‘ für Dich darstellt, um weiter zu wachsen; ist es m.E. gut und richtig die Meinungen und Anschauungen anderer aufzunehmen. Aufzunehmen, wenn auch zahlreich, vielleicht gerade weil zahlreich, als ein gutes Mix zu sehen, welches Dir dazu dienen kann, ein wohldosiertes, für Dich wertvolles, bekömmliches Getränk daraus zu machen…
Dir alles GUTE und herzlichen Gruß Paul Roland V.