Es war bereits Dezember 2022 als ich den Entschluss fasste, mit Ted aufs Eis zu fahren und dort wie alle anderen auch zu cruisen und Spaß zu haben. „Coole Idee!“ entgegneten andere, denen ich von meinem Vorhaben erzählte. Okay, also wo könnte denn Eislaufen am ehesten zu realisieren sein, wenn man, wie ich mitten zwischen den Metropol-Städten an Rhein und Ruhr wohnt?

Natürlich begann ich verschiedene Eishallen und Eissportzentren zu kontaktieren, um nach deren Inklusions-Veranstaltungen zu fragen und hatte zunächst wenig Rückmeldung und somit auch wenig Erfolg. Parallel wollte ich mich mit Internetvideos von mutigen Rollisten auf dem Eis näher damit vertraut machen und bekam einige bildliche und zum Teil lustige Eindrücke darüber.

Der Spaß war dafür also garantiert. Mein Mutbarometer zeigte annähernd 100% und die langersehnte Zusage und Einladung zum „Eislaufen für Menschen mit Handicap“ flatterte in mein Email-Postfach! Ideale Startbedingungen im Januar 2023 in der ENNI Eishalle in Moers.

Es ist Samstag, der 28.01.2023, alles ist perfekt. Das Auto hält vor der Eishalle, meine Begleitung, mein Rolli „Ted“ und ich steigen aus. Der Parkplatz ist gut gefüllt, ich bin aufgeregt habe aber keine Angst. Mein Abenteuer beginnt!

Im Eingangsbereich höre ich bereits die Durchsagen des Stadionsprechers, ich sehe Discolichter umherfliegen und ich erahne, es herrscht schon eine tolle Stimmung. Mit dem kompad „Felix“ schreibe ich zur Begrüßung am Service, „Hallo, ich heiße Jaani, ich bin schon sehr aufgeregt“, die Frau die das hört und vom Display abliest lächelt mich an und wünscht mir viel Spaß, während sie Wertmarken für Getränke abreißt und uns überreicht.

Und es ist wirklich aufregend in der Halle. Zahlreiche Menschen sind gekommen und fahren bereits mit Schlitten und Rollstuhl über das Eis. Ich schaue zwischen die Gruppen, die im Außenbereich zusammenstehen und sich unterhalten, nach dem Eingang für Rollifahrer. Endlich gefunden! Da vorne ist er. Es hält mich nichts mehr und meine Assistenz bemerkt meine Begeisterung und schiebt mich auf die kalte Oberfläche.

Lichter in gelb und pink werden von rotem Leuchten unterbrochen, aus den Musikboxen ertönt Partymusik, die wirklich jeder kennt und die richtig Lust macht, schnell wie der Wind über das Eis zu sausen. Ich lache, weil es so ein gutes Gefühl ist, ich möchte fast schon explodieren vor Freude und Begeisterung. Rollstuhlfahrer fahren ebenfalls mit Begleitung an mir vorbei, Kinder lassen sich auf Schlitten von ihren Eltern über das Eis wirbeln. Einige wagen sich sogar auf Schlittschuhen oder mit Eispinguinen unter die gut gelaunte Menge.

Im Rundbogen der Eishalle steht ein Eishockey Tor und man kann mit Plastikschlägern und großen Bällen sein Glück beim Tore schießen versuchen. Natürlich mache ich mit! Es ist gar nicht so leicht zwischen all den anderen Eishockey-Talenten seinen Ball tatsächlich ins Tor zu treffen, denn mitunter wird der Ball durch Schlittschuh oder Stöcke unabsichtlich in eine andere Richtung befördert. Ich freue mich trotzdem über jeden Versuch und lache, weil es lustig ist und Spaß macht und gleichzeitig bin erledigt wegen so viel schöner Erfahrung, dass ich zwischendurch einfach kurz ausruhen muss.

Mein Begleiter bleibt bei der Entscheidung für Straßenschuhe mit denen wir trotzdem schnell über das Eis gleiten, ich helfe mit, einfach aus der Gewohnheit, ohne das es auf dem Eis die selben Auswirkungen hat wie auf der Straße. Es sind orangene Hütchen in gewissen Abständen zu einander auf dem Eis platziert und wir biegen ab, um ein Slalomparcour zu absolvieren. Ich kann mich so schön in die Kurven schwingen und fühle mich frei und grenzenlos – in gewisser Weise nicht behindert, ich gleite mit ausgebreiteten Armen wie Vogelschwingen im Schwung der Musik um die Hütchen und bin wahrlich glücklich. Ich lache vor soviel Freude und Glück!

Kannst Du das glauben? Hab ich Dich beim Lesen mit meiner Freude und Begeisterung angesteckt?

Da braucht es nur ein solches Event für Menschen mit Behinderung. Sie alle kommen und machen dabei mit und ich blicke in die unterschiedlichsten Gesichter junger Menschen und auch älterer und sehe darin Zufriedenheit, Glück, Unbeschwertheit, Freude und auch Mut und hin und wieder meine ich sogar ein Fünkchen Stolz zu erkennen, einfach darüber, sich getraut zu haben, genau wie ich. Das war unglaublich bezaubernd und wunderbar – auch die Polonäse über die Eisfläche zum Schluss. Großartig!

Das war mein allererster Eislauf-Tag mit Ted und ganz sicher nicht der letzte.

3 Responses

  1. Jetzt wieder zum Jahresanfang, rauf aufs Eis in Moers in der Enni Eishalle am 27.01.2024 von 11 – 13 Uhr für Menschen mit Behinderungen.
    Kommentar in eigener Sache. Jaani

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